Stellungnahme des Bundesverbands zum SPIEGEL-Artikel über vhs-Gesundheitsbildung vom 18. August 2018

Unter dem Titel „Esoterik – Wie die Volkshochschulen mit dubiosen Gesundheitskursen Volksverdummung betreiben“ thematisiert der SPIEGEL in Heft 34/2018 das Programmangebot der Volkshochschulen im Gesundheitsbereich und übt gezielte Kritik. Hierzu nimmt der Deutsche Volkshochschul-Verband (DVV) öffentlich wie folgt Stellung.






Hier die betreffenden Artikel auf Spiegel Online:

1. Zum Bildungsauftrag der Volkshochschulen

Der öffentliche Auftrag von Volkshochschulen besteht darin, ganz in der Tradition der Aufklärung, erwachsene Teilnehmende zu informieren. Das gilt selbstverständlich auch für die Gesundheitsbildung. Im Vordergrund der Gesundheitsbildung an Volkshochschulen steht die Befähigung des Einzelnen zum selbstbestimmten Handeln und Entscheiden in Gesundheitsfragen sowie zur Übernahme von Verantwortung für die eigene Gesundheitsfürsorge.

Zum Bildungsauftrag der Volkshochschulen gehört auch die Information der Bevölkerung über komplementäre Ansätze in der Gesundheitsförderung und -prävention. Auch in diesen Kursen müssen sich die Teilnehmenden darauf verlassen können, dass sie zutreffend und differenziert aufgeklärt werden. Themen, die in Wissenschaft und Gesellschaft kontrovers diskutiert werden, müssen im vhs-Kurs auch kontrovers dargestellt werden. Kursleitungen sind zur Distanz verpflichtet und dürfen persönliche Überzeugungen nicht als objektive Wahrheiten verkünden. Insofern enthalten die bundesweiten Qualitätsrichtlinien grundlegende Hinweise zum Verzicht auf die Vermittlung subjektiver Wahrheiten, Heilsversprechen sowie auf jedwede Art der Therapie.

Wir bedauern sehr, dass es bei knapp 195.000 Kursen im Gesundheitsbereich (vhs-Statistik für 2016) auch  inakzeptable Verletzungen dieser Seriositätsgrenzen gibt. Wir werden deshalb die SPIEGEL-Berichterstattung zum Anlass nehmen, im engen Zusammenwirken mit dem Bundesarbeitskreis Gesundheit und mit den Landesverbänden der Volkshochschulen  in Deutschland erneut auf noch effizientere Qualitätskontrollen hinzuwirken. Wir tun dies vor dem Hintergrund, dass der bei weitem überwiegende Teil der gesundheitsbildenden Volkshochschulangebote seriös geplant und durchgeführt wird.

2. Zur Frage der Wissenschaftlichkeit

Volkshochschulen erheben den Anspruch, sowohl Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung als auch Kontroversen des wissenschaftlichen Fachdiskurses der breiten Bevölkerung zugänglich zu machen.

Wissenschaftlich erwiesene Evidenz ist natürlich immer ein wichtiges Kriterium für die Berechtigung eines Lerninhaltes in der Gesundheitsbildung an Volkshochschulen. Sie ist aber nicht das alleinige. Ein weiteres Kriterium ist beispielsweise, Menschen Gelegenheit zu geben, sich über unterschiedliche, auch neue und alternative Methoden zu informieren, die öffentlich diskutiert werden (Bildungsauftrag der vhs).

Dies soll Interessierte dazu befähigen, sich ein unabhängiges Urteil über komplementäre Ansätze und Methoden in der Gesundheitsförderung und -prävention zu bilden. Über alternativmedizinische Angebote zu informieren, darf freilich nie heißen, sie unkritisch zu propagieren.

3. Zur Frage der Quantität

Die Feststellung des SPIEGEL lautet, dass in fast jedem vierten Volkshochschulkurs aus dem Bereich Gesundheit ein fragwürdiges alternativ-medizinisches Verfahren gelehrt wird. Dabei werden  auch Yoga- und Qigong-Kurse zu den fragwürdigen alternativmedizinischen Verfahren gezählt.

Wir halten alternative Methoden wie Yoga oder Qigong nicht nur für vertretbar, sondern für wichtig und sinnvoll, da sie geeignet sind, die individuelle Lust an Bewegung zu fördern und die Fähigkeit zu Selbstwahrnehmung und Entspannung zu stärken. Wir erlauben uns weiter den Hinweis, dass in diesen Kursen traditionelle Praktiken von Weltkulturen vermittelt werden, die mit einer bestimmten Philosophie verbunden sind. Diese auszuklammern wäre nach unserem Bildungsverständnis nicht zulässig.

Stellt man diese Kurse aber nicht grundsätzlich als unwissenschaftlich in Frage, sondern wertet sie als einen hilfreichen und wirksamen Beitrag im Rahmen von Fitness und Gesundheitsbildung, dann bricht die Argumentation von einem Viertel fragwürdiger Kurse in sich zusammen.

Der Deutsche Volkshochschul-Verband ist sicher, dass das Angebot der Volkshochschulen zu gesunder Ernährung, Bewegung und Entspannung einen wesentlichen Beitrag zu einer gesunden Lebensführung und zur gesundheitlichen Prävention leistet.

Bonn, 20.08.2018


Artikel in der Süddeutschen Zeitung

In einem Gastbeitrag schreibt Winfried Rief in der Süddeutschen Zeitung über die Wirkungen von Hömopathie: https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/homoeopathie-placebos-als-bessere-medizin-1.4099754





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